Die regionale Zukunft gehört Energiegemeinschaften
Seit zwei Jahrzehnten prägt der Energieagentur-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Josef Bärnthaler die Energiewende im Murtal.
Klimaschutz und Energie sind zentrale Themen unserer Zeit. Was bedeutet der Klimawandel für unsere Region?
Dipl.-Ing. Josef Bärnthaler: Auch in der Obersteiermark spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich – denken wir an die Überschwemmungen und Vermurungen durch Starkregenereignisse oder an ausgedehnte Trockenperioden. Und wer hätte vor 20 Jahren daran gedacht, in der Region Ölkürbisse anzubauen? Auch diese Möglichkeit ist eine direkte Auswirkung der Erwärmung. Hier sind wir in der Region gefordert, uns an die Veränderungen anzupassen. Vorbeugend müssen wir den CO2-Ausstoß, der überwiegend aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas stammt, nach Kräften reduzieren.
Wo finden sich die konkretesten Handlungsansätze?
Dipl.-Ing. Josef Bärnthaler: Grob kann man sagen, ein Drittel der Energie geht in die Raumwärme, eines in die Mobilität und eines in die Industrie. Daraus leiten sich auch die Maßnahmen ab: Sanierung von Gebäuden, um den Heizbedarf zu senken, und Umstellung auf erneuerbare Energien. Viele Maßnahmen sind absolut wirtschaftlich – man spart Geld und verbessert dazu den Wohnkomfort. Als Energieagentur können wir dafür objektive Grundlagen und Berechnungen liefern und damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage schaffen. Der schwierigste Punkt bei uns ist sicher die Mobilität, hier geht der Trend klar in Richtung Elektromobilität.
Wie kann das Murtal von Klimaschutzmaßnahmen profitieren?
Dipl.-Ing. Josef Bärnthaler: Die Energiewende ist auch von starker regionalwirtschaftlicher Bedeutung. Wenn wir unser Geld in erneuerbare Energien investieren, schaffen wir Arbeitsplätze und behalten die Wertschöpfung in der Region. Wieviel das bei uns genau ist, erarbeiten wir gerade für das Murtal im Rahmen des Forschungsprojektes REMUK.
Brandaktuell sind derzeit sogenannte „Energiegemeinschaften“. Worum geht es da genau?
Dipl.-Ing. Josef Bärnthaler: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden derzeit angepasst. Das „Erneuerbare Energien Gesetz“ schafft eine wesentliche Neuerung – es wird der Energieaustausch unter Nachbarn im Rahmen von „Energiegemeinschaften“ möglich! Wir als Energieagentur wollen den Aufbau solcher „Energiegemeinschaften“ von Beginn an begleiten, es wird dann möglich sein, den selbst erzeugten Strom über das öffentliche Netz auszutauschen und in der Gemeinschaft selbst zu nutzen, und nur den Überschuss ins Netz zu speisen.