Homeoffice – Fluch oder Segen?
Die Flexibilisierung der Arbeit und konkret das Home Office waren vor März 2020 schon viel diskutiert. Spätestens seit Beginn der Corona- Pandemie kommt man als Unternehmen um das Thema nicht mehr herum.
Passt Home Office für alle?
Mag. Cornelia Hubich-Schmon: Eines dürfen wir zurzeit nicht außer Acht lassen: Viele von uns müssen ins Home Office und das mehr, als sie es eigentlich wollen. In diesem Sinne: Nein, Home Office ist bei weitem nicht für alle interessant. Es gibt viele, die eine strikte Trennung zwischen Beruf und Privat wollen und lieber jeden Tag zum Arbeitsplatz fahren, um dort auch die Kollegen zu treffen. Für einige kann es jedoch eine Erleichterung sein – gerade bei Berufspendelnden mit weiter Anreise oder wenn man kleine Kinder hat, Stichwort Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Studien zeigen, dass Mitarbeitende im Schnitt ein bis zwei Tage/Woche im Home Office arbeiten wollen.
Welche Tipps gibt es für das Home Office?
Mag. Cornelia Hubich-Schmon: Es gibt mehrere Tipps, die wichtigsten aus meiner Sicht sind: 1. Richten Sie sich einen eigenen Arbeitsplatz ein und versuchen Sie zu vermeiden, dass der Esstisch gleichzeitig Schreibtisch ist. 2. Legen Sie für sich selbst Arbeitszeiten fest und planen Sie dabei Pausen ein – im Home Office vergisst man oft auf Pausen. Beenden Sie Ihren Arbeitstag mit einem kleinen Ritual. Der Heimweg, auf dem wir sonst den Arbeitstag gut abschließen können, fällt in diesem Fall ja weg. Ein Ritual könnte z.B. ein bestimmter Feierabend-Song oder eine Tasse Feierabend-Tee sein. 3. Gerade wenn wir alle zur Zeit viel im Home Office sitzen: Bleiben Sie mit Ihren Kollegen in Kontakt. Für fast alle Menschen sind soziale Kontakte eine wichtige Ressource, ein wichtiger Energiebringer. Was Studien auch zeigen: Ein Videocall mit einem geschätzten Kollegen, bei dem man sich auch sieht, stimmt uns motivierter und positiver als ein reines Telefonat.
Was sollten Führungskräfte beachten?
Mag. Cornelia Hubich-Schmon: Führen auf Distanz bedeutet für den Großteil der Führungskräfte ein Umdenken. Der persönliche Kontakt fehlt und dadurch das Gespür für die Mitarbeitenden, wenn sie nicht vor Ort sind. Hier sind Führungskräfte gefordert, sich den Kontakt mit den Mitarbeitenden gut einzuplanen. Machen Sie als Führungskraft regelmäßige Abstimmungsgespräche – entweder über Video oder Telefon. Klären Sie in diesen Gesprächen, ob Ziele und Aufgaben klar sind oder ob Unterstützung benötigt wird. Außerdem ist Feedback wichtig, damit die Mitarbeitenden merken, dass ihre Arbeit ankommt. Auch ein angesetztes Teammeeting z.B. wöchentlich oder alle zwei Wochen kann den Zusammenhalt des Teams stärken. Und denken Sie dann daran, dass hier auch das miteinander Plaudern mit eingeplant werden sollte.
Gibt es weitere Tipps für Unternehmen?
Mag. Cornelia Hubich-Schmon: Im Moment und auch in Zukunft wird man als Unternehmen nicht mehr darum herum kommen, sich mit dem Thema Home Office auseinanderzusetzen. Dabei gibt es einiges zu berücksichtigen. Ganz wichtig ist zunächst klare Kommunikation und Transparenz – wann und wie ist Home Office möglich und wie sehen diesbezüglich die Vereinbarungen aus. Eine gute Vorlage dazu findet man auf den Seiten der WKO. Zum Zweiten ist das Thema Datenschutz genau zu beleuchten. Wie kann dieser fürs Unternehmen sichergestellt werden? Und drittens: Holen Sie Ihre Führungskräfte dazu ins Boot – diese sind besonders gefordert, die Regelungen mitzutragen und auch ihr Führungsverhalten anzupassen.